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„Historische Dimensionen“: Umfrage zeigt Ausmaß der Bierabsatzverluste

Die Absatzverluste und Umsatzrückgänge der deutschen Brauereien erreichen für das Jahr 2020 historische Dimensionen. Verstärkt werde dies durch den seit Anfang November bestehenden erneuten Lockdown. „Die Situation ist dramatisch und in der Nachkriegszeit ohne Beispiel“, so der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes (DBB), Holger Eichele. Laut einer aktuellen Branchenumfrage des DBB melden immer mehr mittelständische und handwerkliche Brauereien drastische und nicht selten existenzbedrohende Umsatzeinbrüche. „Je größer das Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft einer Brauerei, desto verheerender die Verluste.“

Während einige Brauereien, die ihre Biere nur zu einem sehr geringen Anteil in der Gastronomie absetzen, über keine oder nur einstellige Rückgänge beim Umsatz berichten, beklagt der Großteil der Betriebe massive Einbrüche, die in einzelnen Fällen bis zu 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2019 betragen. Im Mittel haben die vom DBB befragten Brauereien mit Bier und Biermischgetränken im vergangenen Jahr 23 Prozent weniger umgesetzt als im Vorjahr. Wie stark der in Hektolitern bemessene Bierabsatz bundesweit eingebrochen ist, wird die Jahresmeldung des Statistischen Bundesamtes zeigen (Veröffentlichung Ende Januar). Insbesondere kleinere Betriebe mit bis zu 30 Mitarbeitern, die meist überdurchschnittlich stark vom ausbleibenden Gastronomieabsatz und der Absage von Festveranstaltungen betroffen sind, beklagen laut Verbandsumfrage Absatzrückgänge von 50 Prozent und mehr. Nur sehr wenige Brauereien, die ihre Biere überwiegend oder ausschließlich über den Handel anbieten, konnten 2020 das Vorjahresniveau halten. Über alle befragten Brauereien hinweg ergab die Stichprobe ein Absatzminus von durchschnittlich 19 Prozent.

Der Brauer-Bund hatte zwischen 16. Dezember und 13. Januar mehr als 80 Brauereien aller Größenklassen befragt. Knapp ein Viertel der Betriebe hat weniger als 30 Mitarbeiter, ein weiteres Viertel bis zu 60. 22 Prozent der befragten Brauereien haben zwischen 60 und 100, 17 Prozent zwischen 100 und 300 Mitarbeiter und letztendlich gut 10 Prozent mehr als 300 Mitarbeiter. Damit zeichnet auch diese Befragung erneut ein aktuelles Stimmungsbild der Branche, erhebt aber nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein.

Die von Bund und Ländern ergriffenen Hilfsmaßnahmen für betroffene Brauereien werden von der Branche weit überwiegend als unzureichend bewertet. Mehr als Dreiviertel der vom Verband befragten Brauereien (79 Prozent) gaben diese Einschätzung ab. Nur jeder zehnte Betrieb erklärte, dass die Unterstützungsmaßnahmen von Bund und Ländern ausreichend seien. 11 Prozent konnten oder wollten die Hilfsmaßnahmen nicht bewerten. Vielfach wurde betont, dass zur Abwendung irreversibler wirtschaftlicher Schäden unbürokratische, schnellere und wirksamere Hilfen für betroffene Betriebe höchste Priorität haben müssten. Unter Hinweis auf die enge Verbindung zwischen Brauwirtschaft
und Gastgewerbe wird eine der Gastronomie ähnliche Unterstützung auch für die Braubranche eingefordert. Kritisiert wird in diesem Kontext insbesondere die Benachteiligung von Brauereigaststätten, die als Mischbetriebe keine Hilfe, die mit der für die sonstige Gastronomie gewährten vergleichbar wäre, beantragen können.

Aus Sicht vieler Brauereien wäre eine Wiederherstellung der alten Biersteuermengenstaffel geeignet, gerade kleineren Betrieben zu helfen. Auch eine Verstetigung der Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie sowie die Einbeziehung von Getränken bleibt eine Kernforderung der Braubranche. Daneben sprechen sich die Betriebe für die Ausweitung von Verlustvorträgen aus sowie eine Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes, eine Weiterführung der Kurzarbeiter-Regelung auch nach Ende des Lockdowns sowie eine Beschleunigung der staatlichen Impf-Programme.

Auf die Frage, welche Auswirkungen die Corona-Krise mittelfristig auf die deutsche Brauwirtschaft haben kann, äußert sich die Branche sehr besorgt. 91 Prozent der Betriebe befürchten den Verlust zahlreicher Absatzstätten durch eine Pleitewelle im Gastgewerbe. Eng beieinander liegen die Sorge vor höheren Steuern und Abgaben als Folge der Corona-Krise (70 Prozent) und die Befürchtung, dass in der Braubranche eine deutliche Zahl von Betriebsaufgaben und Insolvenzen zu erwarten sei (66 Prozent). Eine Stärkung des Online-Handels und der Lieferdienste erwarten 64 Prozent.