Wie der Bayerische Brauerbund in seiner Jahrespressekonferenz mitteilte, spiegelten die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Absatzzahlen des vergangenen Jahres nicht im Geringsten die aktuelle Situation in der Branche wider. So seien in Bayern von Januar bis Dezember 2020 zwar rund 1 Mio. hl weniger produziert worden als im Vorjahr, was einem Minus von 4,1 Prozent entspreche, entscheidend seien jedoch die enormen Absatzverschiebungen innerhalb des Biermarktes, die viele Brauereien in Existenznot brächten.
In den vergangenen Jahren wurde klar, dass die bayerische Brauwirtschaft eigentlich durch die strategische Aufgliederung der Absatzwege Export, Gastronomie, Veranstaltungen, Volksfeste, Vereine und das Handelsgeschäft, gekoppelt mit der serviceorientierten, mittelständischen Struktur der Branche, oft besser mit den widrigen Umständen des Getränkemarktes umzugehen wusste.
Mit der Schließung der Gastronomie, der Absage tausender von Volksfesten und Veranstaltungen sowie mit einem drastischen Einbruch des Exports zum Anfang der Pandemie treffe die Krise jetzt insbesondere die Betriebe, die ihre Absatzstrategie auf diese Kanäle fokussiert hätten. So sei es schwer, „die“ Betroffenheit der Branche mit einer einzigen Absatzzahl auszudrücken. Zwar seien die Bierabsätze im Handel gestiegen. Am Bierregal aber herrsche ein harter Wettbewerb und die großen Ketten des Lebensmittelhandels missbrauchten Bier oft als preisattraktiven Lockvogel, weshalb sich vor allem kleinere Brauereien auf andere Absatzwege hätten konzentrieren müsssen.
Etwa 30 Prozent des Bayerischen Bieres werden in der Gastronomie abgesetzt. Diese Absätze seien mit zusätzlichen Serviceleistungen oder mit Investitionstätigkeiten zugunsten der Wirte verbunden und so erlösstärker als jeder Handelshektoliter. Ähnlich schmerzhaft seien Umsatzverluste der ca. 1 Mio. fehlenden Hektoliter, die sonst auf Volksfesten in Bayern ausgeschenkt würden. So schrumpfe der wertmäßige Umsatz der Brauereien deutlich gravierender als es die Absatzzahlen suggerierten.
Mit besonderer Härte treffe die Pandemie die selbst betriebenen Brauereigasthöfe, die gerade in Bayern einen großen Teil der bierkulturellen Prägung ausmachten. Während Bäckereien und Konditoreien mit angeschlossenen Café-Betrieben als „Gastronomiebetrieb“ gelten, fielen Brauereigasthöfe als sogenannte „Mischbetriebe“ durchs Förderraster und gingen gänzlich leer aus. Hier bestehe dringender Handlungs- und Nachbesserungsbedarf.
Georg Schneider, Präsident des Bayerischen Brauerbundes, hat für die Branche konkrete Erwartungen und fordert von der Politik wirksame und zielgerichtete Hilfen für Bayerns Brauereien. „Wirksam wäre die Wiederherstellung der alten „Biersteuermengenstaffel-Spreizung“ was gerade den mittelständischen Betrieben Liquidität und Zukunftsperspektive geben würde.“ Auch die Gastronomie braucht dringende Unterstützung über die unmittelbare Corona-Krise hinaus. „Wir stehen an der Seite des bayerischen Gastgewerbes und fordern die unbefristete Senkung der Umsatzsteuer auf gastgewerbliche Leistungen – auch auf Getränke – von 19 auf 7 Prozent!“
Trotz der existenzbedrohenden Belastungen der Corona-Krise blicke die bayerische Brauwirtschaft in die Zukunft und sorge sich um den Erhalt des bewährten Mehrwegsystems. Immer mehr Individualflaschen schwächten und verteuerten das bewährte, umweltfreundliche System. Gemeinsam mit dem nordrhein-westfälischen und dem norddeutschen Brauerbund hat der Bayerische Brauerbund deshalb eine genossenschaftlich organisierte Poolgesellschaft zur Stärkung und zum Erhalt des Mehrwegsystems ins Leben gerufen. Zur Stabilisierung des Systems wird langfristig jedoch auch die Erhöhung des Pfandes ein wichtiger Baustein sein.
Auch bemühe sich die Branche insgesamt um mehr ökologische und soziale Nachhaltigkeit und sei auf dem besten Wege dies auch verstärkt messen, dokumentieren und kommunizieren zu können. Präsident Schneider lobte aber auch „Gewinnerstrategien“ innerhalb der Branche und begrüßte die durch die Pandemie verstärkte Nachfrage nach regionalen Bierspezialitäten sowie die große Solidarität der Branche mit ihren Partnern.