Frisch eingeschenkt

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Unerwartete Entdeckung: Raupe frisst PE

Die Raupen der Großen Wachsmotte sind in der Lage, Plastik zu fressen und zu zersetzen. Die Fähigkeit der Insekten wurde zufällig entdeckt und könnte die Grundlage für neue Recyclingtechnologien bilden. Eigentlich ist Federica Bertocchini nur in ihrer Freizeit mit Insekten beschäftigt. Die in Spanien lebende Wissenschaftlerin ist Hobbyimkerin, weswegen ihr die Raupen der Großen Wachsmotte normalerweise eher lästig sind. Die kleinen Insekten fressen die Pollenreste in Bienenstöcken und gelten für Imker daher als Schädlinge. Auf deren Eigenschaft auch Plastik zu fressen stieß die Forscherin allerdings eher zufällig. Nachdem Bertocchini einige der Raupen von den Bienenvölkern abgesammelt hatte und in eine Plastiktüte steckte, fraßen sich diese einfach durch die Tüte hindurch. Die Überraschung der italienischen Forscherin war groß und nach den ersten Laborversuchen schnell klar: 100 Raupen der Großen Wachsmotte vertilgen etwa 92 Milligramm Polyethylen (PE) täglich - und könnten so in 100 Tagen eine ganze Plastiktüte vernichten. Zum Vergleich: In der freien Natur braucht es rund 450 Jahre, bis PE zersetzt ist.

Die ersten wissenschaftlichen Erkenntnisse, welche von Bertocchini und ihren Kollegen im Fachjournal Current Biology veröffentlicht wurden, zeigen das große Potenzial der Insekten im Kampf gegen den Müll auf. Die Große Wachsmotte, die auch als Fischköder eingesetzt wird, ist bereits seit langer Zeit wissenschaftlich beschrieben. Deren Fähigkeit, Kunststoff zu zersetzen, war jedoch bislang nicht bekannt. Von den rund 300 Millionen Tonnen Plastikmüll, den die Menschheit jährlich produziert, entfallen etwa 56 Millionen Tonnen auf PE und sind damit potenzielle Raupennahrung. Grund dafür, dass die Insekten das Plastik verdauen können, sei vermutlich ein Enzym, so Bertocchini. Dies müsse nun eingehend erforscht werden. Ungeklärt ist bislang auch, ob die Motte in der Lage ist, auch andere Kunststoffe zu verdauen.

Bereits 2011 und 2016 entdeckten Forscher in den USA und Japan Bakterienstämme, die in der Lage sind, den Verpackungskunststoff PET zu zersetzen. Dabei sind jedoch die verarbeiteten Mengen relativ klein, die Wachsmotte arbeitet deutlich effektiver.

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