Frisch aufgetragen

+++ Frisch aufgetragen +++

Lack als Stromleiter? Der Schiffsrumpf würde sich freuen!

Feste Oberflächen, die man ins Meer eintaucht, werden von Mikroorganismen, Algen, Seepocken und Muscheln schnell als Lebensraum erobert. Für die Schifffahrt ist dieser Bewuchs ein gravierendes Problem: Liegt ein Schiff vor Anker, setzen sich innerhalb kurzer Zeit diverse Organismen am Rumpf fest und bilden dicke Schichten, die das Schiff schwerer machen und den Strömungswiderstand erhöhen. Der Kraftstoffverbrauch steigt dann erheblich, verbunden mit entsprechend höheren Kosten und Schadstoffemissionen.

Die Lösung könnte eine Lackierung sein, die vom Fraunhofer IMWS gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, der bioplan GmbH, der NTC NanoTechCoatings GmbH und der Schiffswerft Barth GmbH entwickelt wurde:

Der Lack besteht aus mehreren Schichten, kann Strom leiten und ist somit als Elektrode für die Elektrolyse geeignet. Durch die Lackschichten fließt ein schwacher Gleichstrom von 0,1 Milliampere (mA) pro Quadratzentimeter. Die äußere Schicht des Lacks fungiert dabei einmal als Anode, an der Sauerstoff und Chlor entstehen. Das Wasser in unmittelbarer Umgebung der Oberfläche wird sauer, der pH-Wert sinkt. In regelmäßigen Abständen wird der Stromfluss umgepolt. Die Lackschicht wird nun zur Kathode, an der Wasserstoff und damit ein basisches Milieu entsteht. Jetzt steigt der pH-Wert wieder an. Durch den ständigen Wechsel wird ein pH-Stress erzeugt, der die Ansiedlung von Mikroorganismen verhindert. Dieses Verfahren, von der bioplan GmbH patentiert, wurde vom Fraunhofer IMWS entscheidend weiterentwickelt.